Canada
- 2006
mein
erster Bär
Auch in diesem Jahr bin ich wieder mit meinem Jagdfreund Gerd, stolze 75
Jahre alt, zusammen nach Canada geflogen.
Er ist ein erfahrener Jäger und aus dem Vorjahr kannte ich Gerds
Lebensgewohnheiten und seine Kanten und Ecken. Da er jedoch nicht ein Wort
Englisch spricht bat er mich auch in diesem Jahr wieder mitfliegen zu können,
um vielleicht endlich seinen Lebenstraum "einmal einen Bären zu
schießen" Wirklichkeit werden zu lassen.
Wir buchten unseren Flug Hamburg Toronto und erreichten unser Ziel ein paar
Tage bevor die Bärenjagd aufgeht.
So hatten wir noch die Möglichkeit uns an die Zeitumstellung und die
gänzlich anderen Temperaturen in Canada zu gewöhnen. In diesem Jahr war es
sehr heiß in Canada. 40° Grad im Schatten war keine Seltenheit
Am 30. August dann, erledigten wir noch einige Formalitäten wie z.B. "Huntinglicense" für
den Bärenabschuß kaufen, der Kostenbeitrag lag 2006 bei 180 Canadische Dollar. Der Jagdführer "Gayd" nimmt für eine Woche 850 Dollar. Er bestückt die
Luderplätze schon lange bevor die Jägertruppe eintrifft. Es handelt sich
hierbei um Schlachtabfälle aus den umliegenden Schlachtereien.
Desweiteren kümmert er sich um die Hochsitze für seine Jagdgäste. Ich möchte an dieser Stelle einmal bemerken, dass wir in Deutschland andere
Hochsitze gewohnt sind, als das was uns in Canada geboten wird..
Es handelt sich meist um eine sehr dünne Leiter und am Ende dieser liegt ein
schmales Brett....Das ist alles! Und dann noch fast freischwebend ca. zwei Meter über dem Erdboden. Da kann einem schon ganz
anders werden. Viel Bewegen ist da nicht drin und wenn "mann" oder "frau" ein
Bedürfnis anzumelden hat wird es schon brennslich.
Sobald sich der "Gayd" dann entfernt hat ist man total auf sich selber
angewiesen. Hilfe von irgend jemanden völlig ausgeschlossen.
Zurück nun zu unserer Geschichte. Am 01.September geht die Bärenjagd in Canada
auf. Nachdem Bill uns alle, und wir waren neun Jäger, zum Ansitz gebracht hatte,
ging das lange Warten und Hoffen auf Mr. Petz los.
An dieser Stelle möchte ich erwähnen, daß wir aus unserem Heimatland
wissen,es braucht nicht lange,bis wir Anblick haben. Irgend etwas gibt es immer zu sehen.
In Canada ist das ganz anders. Wir sitzen stundenlang und sehen gar
nichts. Außer unserem "Gayd", wenn dieser uns nach ca. acht stündigem Ansitz
abholt.
Außerdem sitzt uns die Zeit im Nacken, denn wir haben ja nur ein Woche Zeit um
einen Bären zu schießen. Wer länger jagen möchte muß dem "Gayd" erneut die
gleiche Summe zahlen. Die Jagdlizens hat allerdings noch Gültigkeit.
Der erste Bär wird am dritten Jagdtag zu Strecke gebracht. Es handelt sich um
einen Jungbären aus dem vergangenem Jahr. Der Schütze wird gebührend
gefeiert. Von Jagdneid ist in Canada nichts zu spüren. Jeder freut sich ehrlich
für den Erleger. Das unterscheidet uns von den Canadiern. In Deutschland habe
ich da schon ganz andere Erfahrungen machen müssen. Leider...
Am nächsten Tag konnte ein weiterer kanadischer Jäger Weidmanheil
vermelden. Er schoß eine junge Bärin ohne
Nachwuchs mit Pfeil und Bogen. Das ist in Canada erlaubt. Der Schütze befindet
sich bei der Abgabe des Pfeils allerdings auf der Erdboden und muß den Bären
auf ca. 3O Schritt an sich herankommen lassen.
Wehe,wenn der Bär dann nicht liegt. Der Bär gehört ja ebenfalls, wie unsere
Wildschweine, zum wehrhaften Wild und ein angeschossener Bär kann für den
Schützen lebensgefährlich werden.
Meine Hochachtung vor diesen Jägern.
Mir war Diana am vierten Jagdtag hold. Ich, als einzige Frau, bekam von Bill
einen Hochsitz im deutschen Standard. Was für ein Segen. Eine geschlossenen Kanzel.
Da ich nicht wußte aus welcher Richtung der Bär kommen würde war ich für
einige Stunden damit beschäftigt mal aus dem einen und mal aus dem anderen
Fenster zu blicken.
Man hört einen Bären nämlich nicht wenn er kommt. Er schleicht sich an wie eine
Katze und plötzlich ist er da.
Völlig unerwartet stand er nun da. Auf einem keinen
Weg und prüfte vorsichtig den Wind.
Lansam zog er weiter und zu meienm Entsetzen verschwand er im sehr dicht
bewachsenem Farnkraut. Ich verlor ihn aus den Augen.
Krampfhaft versuchte ich ihn wieder zu finden. Nun sah ich wie der Farn sich
in der Nähe des Luderplatzes bewegte. Bill hatte den Schlachtabfall in einen
großen Sack gefüllt und diesen an einen Baum gehängt. Um nun an den Inhalt zu
gelangen muß der Bär sich aufrichten und versuchen diesen vom Baum zu
ziehen. Das war genau der Augenbick in dem ich schoß. Der Bär brach an Ort und
Stelle zusammen. Ich atmete tief durch und freute mich über meinen ersten
Bären den ich zur Strecke gebracht glaubte... Doch plötzlich nahm dieser sich auf
und rannte wie vom Blitz getroffen davon. Oh Gott, was war denn nun passiert?
Er hatte doch gelegen.
Da wir den Hochsitz nie alleine verlassen durfen mußte ich also ganz ruhig
auf meiner Kanzel bleiben und warten was sich noch ereignen würde.
Nach ca. einer halben Std erschien wieder ein Bär.
Diesmal war ich schneller. Ich legte an und beschoß den Bären noch bevor er
im Farn wieder Deckung fand.
Der Schuß war mir gut gelungen.Sie lag auf der Stelle. Verabschiedete sich
noch mit einem letzem Bärengesang der mir bis heute noch in den Ohren
klingt. Ich zog meinen Hut und weinte ebenfalls. Es hat nicht sehr lange
gedauert dann hat sie sich ganz von der Welt verabschiedet.
Eine Stunde mußte ich noch warten bis Bill mich abholte. Als er endlich kam war
ich sehr erleichtert. Wir freuten uns beide über mein Jagdglück.
Als ich ihm allerdings erzählte, dass vor diesem Bären noch ein anderer von
mir beschossen wurde runzelte er die Stirn. Wir gingen zum ersten
Anschuß. Fanden dort jedoch kein Schnitthaar und kein Schweiß. Ich hatte ihn
sicher nur gekrällt und Bill vermutete, dass der erste Bär der zweite war den
ich nun erlegt hatte. Dadurch das dem ersten Bären nichts geschehen war und er
Hunger hatte kam er wieder. Das war sein Fehler.
Gerd konnte ebenfalls einen Bären strecken und war glücklich, daß er sich
seinen langersehnten Traum nun doch noch erfüllen konnte.
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